freiStil Magazin 1/2015 |
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Mit dem epochalen Doppelalbum The Jazz Composer´s Orchestra, das 1968 mit mehr oder weniger allen in New York lebenden Free-Jazz-Größen eingespielt wurde, schuf der Wiener Trompeter und Komponist quasi ein Referenzwerk des großorchestralen Free Jazz. Man erinnere sich nur an die herausgestellten Solisten von damals: Cecil Taylor, Don Cherry, Pharoah Sanders, Gato Barbieri, Roswell Rudd, Larry Coryell. Anlässlich seines 70. Geburtstags und des 20jährigen Bestehens des Porgy & Bess lud "Porgy-Motor" Christoph Huber Mantler, der derzeit all seine Partituren sichtet, ein, sein Update jenes Werks in einem dreitägigen Special im Club zu präsentieren. Zusammen mit der, unter souveräner Leitung von Cech, vorzüglich disponierten Nouvelle Cuisine Big Band, die in etwa die gleiche Instrumentierung wie das Originalorchester aufweist, und einigen famosen Solisten, wobei sich Mantler im Gegensatz zum Original auch als Solist einbrachte, erarbeitete er die konzentrierten, kompakt gefassten Überarbeitungen. Die Molltonart in diversen Nuancen ist ein dominantes Merkmal. Mantler hat den ursprünglichen Klangwelten, die sich in den Neufassungen ebenso imposant auftürmen bzw. scharfkantig stakkatierende Rifflandschaften bilden, mit, durch die Einbeziehung eines Streichquartetts, abstrakten, elegischen Klangfeldern angereichert und eine teils dämonisch wirkende dunkle Farbigkeit verliehen. Organisiert in komplex verschachtelten Arrangements, die eine enorme Wendigkeit auszeichnet und die, durch die bestechend präzise Umsetzung, genau diese wilde Idylle des Mantler'schen Klangkosmos vermitteln. Für die Solisten, die allesamt eloquent die improvisatorischen Essenzen aus Mantlers fixierten Partiturteilen ziehen und teils originelle Paraphrasen auf ihre berühmten Kollegen erfinden, sind aktuell nur konzise, aber umso fokussiertere Freiräume angedacht. Den immer noch mitschwingenden revolutionären Geist, die kreative Kompromisslosigkeit, die emotionale Authentizität tragen sie in ihrer ureigensten Art weiter. Michael Mantler hat mit quicklebendiger Schaffenskraft sein Opus magnum ins Heute geholt. Big Movie. (han) |
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